Fachtag: Ungewollte Kinderlosigkeit: vom Mythos der grenzenlosen Machbarkeit und den Schattenseiten der Reproduktionsmedizin- 03. Nov. 2023
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Fachtag: Ungewollte Kinderlosigkeit: vom Mythos der grenzenlosen Machbarkeit und den Schattenseiten der Reproduktionsmedizin- 03. Nov. 2023
Der Hybrid-Fachtag unter dem Titel “Ungewollte Kinderlosigkeit: vom Mythos der grenzenlosen Machbarkeit und den Schattenseiten der Reproduktionsmedizin” fand am Freitag, 03. November 2023, in Berlin statt.
Stellungnahme der Fachgruppe der Frauenärzt*innen im AKF zur „Eizellspende und altruistischer Leihmutterschaft“
Stellungnahme(pdf)
Stellungnahme der Fachgruppe der Frauenärzt*innen im AKF zur „Eizellspende und altruistischer Leihmutterschaft“ als Einladung zur Diskussion für den Fachtag am 03. Nov. 2023. Wir freuen uns auf eine breite Beteiligung und angeregte Diskussion.
Die schriftliche Dokumentation wurde mit finanzieller Untesrtützung des Gunda Werner-Instituts der Heinrich-Böll-Stiftug erstellt.
Eizellspende und Leihmutterschaft auch in Deutschland?
Diese Frage war Ausgangspunkt des Fachtags auf der Jubiläumsjahrestagung des AKF 2023. Es geht uns um eine feministische offene und kontroverse Debatte, die über die liberale Perspektive auf individuelle reproduktive Selbstbestimmung hinausdenken will.
Am Vormittag wurden juristische, gesellschaftspolitische und philosophisch-ethische Aspekte der Eizellspende und Leihmutterschaft behandelt. Dabei wollten wir unter anderem die Fragen aufwerfen, ob im Namen der Selbstbestimmung die Körper anderer Frauen benutzt werden dürfen und ob die so entstandenen Kinder zur Ware werden würden.
Am Nachmittag wurde die Perspektive der Spenderkinder vorgestellt sowie die Positionen des Deutschen Ärztinnenbundes, der Pro Familia, Terre des Femmes und der Gynäkologinnen im AKF. Unter Einbeziehung einer marktkritischen Perspektive wollten wir gemeinsam mit Politiker*innen und den oben genannten Verbänden überlegen, wie wir den Dimensionen von Ausbeutung und sozialer Ungleichheit begegnen wollen, ohne die medizinischen Risiken für Eizellgeberin, Eizellnehmerin, Leihmutter und das so entstandene Kind auszublenden.
Abstracts und Videomitschnitte
Begrüßungsworte von der Vorsitzenden Prof. Dr. Mühlhauser und Vorstandsmitglied Dr. Doris Tormann
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Silke Koppermann- Das Embryonenschutzgesetz — Entstehung, Sinn und Überarbeitungsbedarf
Silke Koppermann Frauenärztin, Psychotherapeutin, Kommission Repromedizin ÄK Hamburg Abstract: Das Embryonenschutzgesetz — Entstehung, Sinn und Überarbeitungsbedarf
Darstellung der Gesetze und Regelungen, die Behandlung mit Fremdeizellen und Leihmutterschaft verbieten (Embryonenschutzgesetz) und Forderungen nach Veränderungen.
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Monika Knoche Autorin, Referentin, Beraterin zu vornehmlich gesundheitspolitischen Fragen Abstract: Politische Einschätzung
Was bedeutet es, wenn die indikationslose künstliche Befruchtung allen zur Verfügung stehen soll? Wer wird durch wen oder was tatsächlich an der Erfüllung des Wunsches auf ein eigenes Kind gehindert? Worin liegen die Antidiskriminierungsaufgaben des Gesetzgebers bei Kinderwunsch? Wie sind im Kontext der leibgrenzenüberschreitenden assistierten Fertilisation und der gebärdienstleistenden Leihmutter individuelle Freiheit und gesellschaftliche Verantwortung bei grundlegenden Fragen der Menschenwürde zu bewerten?
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Sevda Evcil Abstract: Juristische Einschätzung
Sprachliche Umschreibungen von ‚spenden‘ und ‚altruistisch‘ verdecken die Marktförmigkeit der Kinderwunschindustrie! Wer profitiert auf Kosten von wem? Die zunehmende Sichtbarkeit von Care-Arbeit und der Kampf gegen die unbezahlte, durch Frauen geleistete Arbeit, lässt sich nicht mit der Einführung eines Modells vereinen, welches auf der unbezahlten Bereitstellung von Körpern oder Körperstoffen von Frauen basiert, vereinen.
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Dr. habil. Viola Schubert-Lehnhardt- Konzept der sexuellen Gerechtigkeit
Dr. habil. Viola Schubert-Lehnhardt Medizinethikerin, Vizepräsidentin der Humanistischen Akademie Deutschland, Halle-Saale Abstract: Konzept der sexuellen Gerechtigkeit
Das Konzept entstand 1994 durch Auseinandersetzung mit Anliegen und Positionen einer pro-choice-Konferenz in Chicago. Zentrale Punkte waren die Kritik an der mehrheitlich weiß geprägten feministischen main-stream-Bewegung und die fast ausschließliche Fokussierung auf das Recht auf Abtreibung bzw. dessen Entkriminalisierung. Andere Formen reproduktiver Unterdrückung, von denen vor allem People of Colour bzw. Menschen in marginalisierten communties betroffen sind, blieben unberücksichtigt. 12 schwarze Frauen beanstandeten diesen einseitigen Blickwinkel und entwickelten eigene, breiter angelegte bzw. allgemeingültigere Grundsätze.
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PD Dr. Stefanie Graefe- Eigentum am menschlichen Körper im Kontext (transnationaler) Reproduktionsökonomie
Stefanie Graefe Soziologin, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Berlin Abstract: Eigentum am menschlichen Körper im Kontext (transnationaler) Reproduktionsökonomie
Durch Reproduktionstechnologien werden Körpersubstanzen auf transnationalen Gesundheitsmärkten handelbar. Der Beitrag fragt am Beispiel der Eizellspende und auf Basis einiger Einsichten in die Forschung danach, auf welche Weise und mit welchen Konsequenzen hier neue Märkte und Eigentumsverhältnisse am menschlichen Körper entstehen.
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Chantal Bittner- Aspekte zur Eizellvermittlung aus Sicht der Spenderkinder
Chantal Bittner Verein Spenderkinder, Düsseldorf Abstract: Aspekte zur Eizellvermittlung aus Sicht der Spenderkinder
Der Vortrag beschäftigt sich mit kritischen Aspekten der Eizellvermittlung aus Perspektive der Spenderkinder. Bisherige Untersuchungen deuten in die Richtung, dass die multiple Elternschaft für Familien und die Kinder aus Eizellvermittlung erhebliche Probleme bereiten kann. Das Kind steht vor der schwierigen Aufgabe, sämtliche genetische und rechtliche Elternteile in sein Leben zu integrieren. Dazu wäre ein relationales Familienkonzept hilfreicher, das von Anfang an alle Beteiligten als Menschen sichtbar macht.
Eine Videoveröffentlichung wurde abgelehnt.
Diskussion mit Viola Schubert-Lehnhardt, Stefanie Graefe
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Prof. Monika Bals-Pratsch- Position Ärztinnen in der Reproduktionsmedizin (ÄRE) und des Deutschen Ärztinnenbundes (DÄB)
Prof. Monika Bals-Pratsch Frauenärztin mit
Schwerpunkt Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Regensburg Abstract: Position Ärztinnen in der Reproduktionsmedizin (ÄRE) und des Deutschen Ärztinnenbundes (DÄB) In der Stellungnahme geht es im Wesentlichen um die verbotene Eizellspende. Gegen Bezahlung sind solche Spenden nach EU-Recht illegal, Aufwandsentschädigungen können aber gezahlt werden. Frauen, die keine entwicklungsfähigen Eizellen mehr haben, reisen häufig für die Eizellspende ins Ausland. Nicht-medizinische Beratungsangebote für die Betroffenen, die auch die Perspektive von Spenderkindern umfassen sollte, gibt es wegen der fehlenden Rechtssicherheit für die Fachkräfte für die Eizellspende kaum. Die ÄRE und der Ethikausschuss des DÄB fordern daher die Legalisierung der nicht-kommerziellen Spende von unbefruchteten und befruchteten Eizellen unter Berücksichtigung des Grundrechts auf Kenntnis der Abstammung.
Sina Tonk TERRE DES FEMMES e.V., Bereichsleiterin Referate (u.a. Referat Sexuelle und Reproduktive Rechte), Berlin Abstract: Position von TERRES DES FEMMES e.V. TERRE DES FEMMES lehnt Leihmutterschaft, die wir Mietmutterschaft, nennen ab. Das vertraglich vereinbarte Austragen von Kindern für Dritte ist in Deutschland verboten, es gibt jedoch Forderungen, das derzeitige Verbot aufzuheben. Schon jetzt beauftragen deutsche Paare Mietmütter im Ausland. Dieses globale Geschäftsmodell, beruht jedoch auf ungleichen Machtverhältnissen und es verletzt die Menschenwürde von Frauen und Kindern. Leih- bzw. Mietmutterschaft muss daher weiterhin verboten bleibt, dafür setzt sich TERRE DES FEMMES ein und fordert u.a. auch ein Verbot für die Beauftragung von Mietmüttern im Ausland.
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Dorothee Kleinschmidt- Für eine rechtebasierte Fortpflanzungsmedizin
Dorothee Kleinschmidt Ärztin, Systemische Familientherapeutin. Beraterin im Beratungsnetzwerk Kinderwunsch Deutschland e.V., pro familia e.V. Bochum Abstract: Für eine rechtebasierte Fortpflanzungsmedizin
Eine moderne Fortpflanzungsmedizin sollte sich orientieren an den sexuellen und reproduktiven Rechten aller Menschen. Dabei sind die Rechte von Wunscheltern, zukünftigen Kindern und möglicher Dritter (Samen/ Eizellgeberin, Leih/Tragemutter) zu berücksichtigen. pro familia hat sich in einer Stellungnahme zur rechtebasierten Fortpflanzungsmedizin damit auseinandergesetzt, wie die Interessen aller Beteiligten bestmöglicht berücksichtigt werden können. Eckpunkte sind eine gerechtere Finanzierung der Behandlung, die Durchsetzung eines reformierten Abstammungsrechtes, die flächendeckende Etablierung des single-embryo-transfers und eine Legalisierung der Eizellabgabe unter strengen Auflagen.
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Dr. Angelika Linckh- Medizinische Risiken bei Eizellspende und Leihmutterschaft
Angelika Linckh Frauenärztin, Dipl. Psychologin, Stuttgart Abstract: Medizinische Risiken bei Eizellspende und Leihmutterschaft
In diesem Kurzreferat geht es um die Beleuchtung der medizinischen Risiken für
• die Eizellgeberin durch die hormonelle Behandlung und den invasiven medizinischen Eingriff.
• die Person, die die fremde befruchtete Eizelle austrägt, sei es die Bestell- oder die Leihmutter, durch die 100 % Fremdantigenität des Embryos.
• die so entstandenen Kinder mit ihrem statistisch gesehen erhöhten Risiko für Untergewicht, schwere Wachstumsretardierung, teils extreme Frühgeburtlichkeit und Totgeburt. Referat Dr. Linckh– pdf
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Podiumsdiskussion: Entscheidungsfindung mit gesellschaftlichen Folgen - Auswirkungen und Perspektiven im Falle einer Gesetzesänderung
Moderation:
Margaretha Kurmann Theologin, Pädagogin, Referentin, Schwerpunkte: Gesundheits-, Sozial- und Biopolitik, Jeddeloh II Teilnehmende: Saskia Weishaupt MdB, Mitglied im Gesundheitsausschuss, Bündnis 90/Die Grünen, München Tina Rudolph MdB, Mitglied im Gesundheitsausschuss, Sprecherin für Globale Gesundheit der SPD-Bundestagsfraktion, Eisenach Dr. Millay Hyatt Philosophin, freie Autorin, Übersetzerin, Berlin Chantal Bittner Verein Spenderkinder, Düsseldorf
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