„Es war eine tolle Aufbruchstimmung!“
Arbeitskreis Frauengesundheit feiert 30-jähriges Jubiläum
Am ersten Novemberwochenende 2023 hat der Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e. V. (AKF) mit zwei Fachtagen und einer Jubiläumsveranstaltung sein 30-jähriges Jubiläum gefeiert. Der AKF ist der größte unabhängige Zusammenschluss von Organisationen und Fachfrauen, die sich für Frauengesundheiten in Deutschland engagieren.
Auf der Jubiläumsfeier blickte Gründungsmitglied Barbara Ehret im Gespräch mit der Journalistin Eva Schindele zurück auf die Anfänge. Hier weiterlesen…
Mehr aus der Geschichte des AKF
Gründungsvorstand 1993
Dr. Claudia Czerwinski (1993: 1. Vorsitzende)
Claudia Czerwinski ist Allgemeinmedizinerin engagiert sich auf verschiedenen Ebenen für frauenorientierte Gesundheitsversorgung. Sie arbeitete lange als Ärztin bei pro familia und hat verschiedene Bücher zur Frauengesundheit veröffentlicht. Heute ist sie Geschäftsführerin der Medusana Stiftung (Bünde), die im Bildungsbereich und mit Vertretern von Gemeinden und Kommunen Informations- und Fortbildungsveranstaltungen zu den Themen Gesundheitsförderung, Sexualität und Suchtprävention durchgeführt hat und inzwischen nur noch fördernd tätig ist. Ihr Schwerpunkt ist Gesundheitsförderung, insbesondere für Kinder und Jugendliche, in fachübergreifender und geschlechtsdifferenzierter Arbeit. Claudia Czerwinski hat den Projektausschuss Bundeskoordination Frauengesundheit (BKF) im AKF geleitet.
Prof. i.R. Dr. phil. Carol Hagemann-White (1993: 2. Vorsitzende)
Frauenforscherin an der Universität Osnabrück mit den Arbeitsschwerpunkten Intervention und Prävention bei Gewalt im Geschlechterverhältnis, Konstruktion und Sozialisation von Geschlecht, Frauengesundheitsförderung, Gleichberechtigungspolitik, Evaluation politischer und sozialer Maßnahmen gegen Gewalt in Deutschland sowie vergleichend für den Europarat und für die Europäische Kommission. Carol Hagemann-White ist Mit-Begründerin der Sektion Frauenforschung in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und war von 1981 bis 1983 deren Sprecherin. 1983 gründete sie das Berliner Institut für Sozialforschung und sozialwissenschaftliche Praxis e.V. und arbeitete dort bis 1993 als ehrenamtliche Geschäftsführerin und in der Projektleitung. Von 1983 bis 1986 forschte Hagemann-White im DFG-Projekt „Frauen und Männer im Hochschuldienst“ an der Technischen Universität Berlin. Von 1992 bis 1997 war sie wissenschaftliche Leiterin des „Instituts Frau und Gesellschaft“ (ifg) in Hannover.
Carol Hagemann-White ist Mitglied verschiedener internationaler Berufsverbände und wissenschaftlicher Gesellschaften zum Beispiel der International Sociological Association (ISA), der American Sociological Association (ASA), der Sociologists for Women in Society (SWS) und in Europa der European Women’s Studies Association (WISE) und des European Women’s Health Network (EWHNET). Daneben ist sie auch in deutschen Organisationen aktiv, etwa in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), in der Sektion Frauenforschung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DgfE). Im März 1998 wurde ihr der deutsch-schwedische Humboldt-Preises für international herausragende Forschung durch die Swedisch Tercentenary Foundation in Stockholm verliehen.
Dr. Barbara Ehret (1993: Kassenwartin)
Barbara Ehret war langjährig Chefärztin der gynäkologischen Abteilung der Klinken am Burggraben in Bad Salzuflen. Sie hat eine Reihe von Büchern zur Frauengesundheit veröffentlicht, z.B. gemeinsam mit Mirjam Roepke-Buncsak Frauen – Körper – Gesundheit – Leben: Das große Brigitte-Buch der Frauenheilkunde (Diana Verlag 2008). Barbara Ehret engagierte sich bereits als junge Ärztin in den 1980er Jahren gegen überflüssige Operationen der Gebärmutter. Sie kritisierte u.a., dass viel öfter als nötig die Gebärmutter entfernt wird und dass Ärzten – wie auch Patientinnen – die Folgen dieser Operation nicht klar sind (s. dazu z.B. auch Nutzloses Organ: Die operative Entfernung der Gebärmutter erlebt einen „ungeahnten Boom“ – wem nützt das? im SPIEGEL v. 09.02.1981) und Das gibt sich wieder; SPIEGEL v. 21.11.1994). Für ihr unerschrockenes Engagement in Sachen Frauengesundheit wurde sie 2005 vom Deutschen Ärztinnenbund mit der Auszeichnung „Mutige Löwin“ geehrt. Die Gynäkologin ist außerdem Mitherausgeberin des rororo Sachbuchs „Gebärmutter – das überflüssige Organ“ (Rowohlt 1994).
Maria Krieger (1931-2019) 1993: Schriftführerin
Maria Krieger ist Sozialpädagogin und Psychotherapeutin. Sie war in der Frauenberatung bei gynäkologischen Problemen tätig und hatte eine eigene frauenorientierte Praxis für Psychotherapie (Einzel- und Gruppentherapie, Supervision, Fortbildung) in Horneburg. Maria Krieger setzte sich maßgeblich für die Stärkung von Selbsthilfe und Beratung bei gynäkologischen Problemen ein. Bereits vor Gründung des AKF war sie seit 1990 in Hamburg für Frauen nach Krebsoperationen engagiert und selbst betroffen. Sie betrieb aktiv Öffentlichkeitsarbeit und arbeitete eng mit Journalistinnen zusammen, um über die damals unerträgliche Situation von Frauen im Bereich der gynäkologisch/chirurgischen Praxis (Hysterektomie und Hormonsubstitution) zu informieren. Sie engagierte sich im Hamburger Arbeitskreis Frauenselbsthilfe bei gynäkologischen Problemen und gab z.B. die Broschüren „Wie notwendig ist eine Entfernung Ihrer Gebärmutter oder Ihrer Eierstöcke?“, „Was hilft Frauen nach einer gynäkologischen Operation?“ und „Sexualität nach gynäkologischen Operationen“ heraus. Gemeinsam mit Barbara Ehret, Ingrid Olbricht und Claudia Czerwinski war Maria Krieger Impulsgeberin, die zwischen 1991 und 1993 vor der Gründung des AKF wichtige Vernetzungsarbeit leistete und an der Konzeption des zu gründenden AKF maßgeblich mitwirkte. Schwerpunkte legte sie auf den Anspruch, eine weiblich definierte Frauengesundheit anzumelden und Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Lebensbereichen, die Frauengesundheit beeinflussen, deutlich zu machen, was sich bis in den Namen unseres Vereins hinein spiegelt.
Download: Maria Krieger (1931-2019) – Impulsgeberin und Mitfrau im Gründungsvorstand (pdf)
Dr. Ingrid Olbricht (1935-2005) 1993: Beisitzerin
Ingrid Olbricht war eine der Initiatorin und Gründungsvorstand im AKF mit den Arbeitschwerpunktne Frauengesundheit und Psychosomatik, hier speziell Traumatherapie von sexuell traumatisierten Patientinnen, sowie Essstörungen, gynäkologische Psychosomatik und Brustkrebs. Von 1955/56 bis 1958 studierte sie Medizin an der Goethe-Universität in Frankfurt/M. Nach einer Familienzeit nahm sie 1966 das Studium mit dem 1. Semester an der Philipps-Universität in Marburg/L. erneut wieder auf und schloss 1972 mit der ärztlichen Prüfung ab. Es folgte die Ausbildung zur Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie am Universitätsklinikum Marburg. Sie arbeitete von 1979 bis zum Jahr 2000 zunächst als Oberärztin und später Chefärztin der Abteilung Psychosomatik/Psychotherapie der Wicker-Klinik Bad Wildungen. Ab 1981 organisierte Olbricht den ersten Workshop des Wildunger Arbeitskreis für Psychotherapie (WAP) und wurde später auch 1. Vorsitzende des 1985 gegründeten gleichnamigen Vereins. 1987 richtete sie die ersten Therapiegruppen für sexuell traumatisierte Frauen ein und 1993 war sie u.a. Mitbegründerin und Gründungsvorstandsfrau im Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e.V. (AKF) und damit eine der zentralen Frauen der Frauengesundheitsbewegung in Deutschland. Olbricht arbeitete interdisziplinär und war offen für die Zusammenarbeit mit Heilpraktikerinnen. Sie entwickelte eine spezielle Traumatherapie (TRIMB, Trauma Recapitulation with Imagination, Motion and Breath) und hat eine Vielzahl von Büchern zur Frauengesundheit veröffentlicht.
Prof. Dr. phil. Brigitte Dorst (1993: Beisitzerin)
Brigitte Dorst studierte Psychologie, Pädagogik und Philosophie und lehrte über 30 Jahre Psychologie an verschiedenen Hochschulen, vor allem an der Fachhochschule Köln am Fachbereich Sozialpädagogik. Sie ist Jung’sche Psychoanalytikerin, approbierte Psychotherapeutin mit eigener Praxis sowie Trainerin für Gruppendynamik und Supervision. Brigitte Dorst und war lange Mit-Herausgeberin der Zeitschrift Gruppendynamik und Organisationsberatung und langjährig beim Aufbau der C.G. Jung-Gesellschaft engagiert. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Frauengesundheit und frauengemäße Psychotherapie, weibliche Identität und Individuation, Alterspsychologie, Krisen und Krisenbewältigung, Transpersonale Psychologie und Spiritualität. Zahlreiche Veröffentlichungen …
Prof. Dr. Elisabeth Trube-Becker (1919-2012) 1993: Beisitzerin
Gründungsvorstand und Ehrenvorsitzende
Elisabeth Trube-Beckers Arbeitsschwerpunkte waren gerichtliche und soziale Medizin. Sie war die erste weibliche Inhaberin einer Professur für Rechtsmedizin in Deutschland und zeitlebens eine engagierte Vorkämpferin für Menschenrechte von Kindern und gegen das Dunkelfeld der Kindesmisshandlung. Elisabeth Trube-Becker studierte Medizin und wurde im Kriegsjahr 1942 promoviert. Seit 1948 war sie am Institut für Rechtsmedizin an der Universität Düsseldorf berufstätig. Dort erlangte sie 1951 ihre Habilitation und wenig später den Ruf auf eine Professur in diesem Fachgebiet, als erste Frau auf einem solchen Lehrstuhl in Deutschland. Sie blieb dort ihr ganzes Berufsleben über und entfaltete dort über das fachlich Vorgegebene hinaus die Forschungs- und Aufklärungstätigkeit auf dem Gebiet der Kindstötungen und -misshandlungen. Mehr über Elisabeth Trube-Becker bei Wikipedia …
Wie alles anfing - Die Gründerinnen erinnern sich
Barbara Ehret: „Endgültig geboren wurde die ldee in einem nächtelangen Telefongespräch, in dem lngrid Olbricht und ich uns
einen solchen Verein zusammen gesponnen haben. Aber angefangen hat es viel früher: lch war als Frauenärztin schnell dahinter gekommen, dass in der Gynäkologie, einem Fach, das ich sehr liebte, vieles nicht in Ordnung ist. Ein wichtiges Thema für mich waren überflüssige Operationen. Über Jahre hinweg war ich dazu, in Kollegenkreisen
berühmt-berüchtigt, als Einzelkämpferin aktiv, konnte aber bei keiner Organisation mit meinem Anliegen landen. Es war mir klar, dass es unter den Gynäkologinnen, aber auch in anderen Berufsgruppen wie den Psychologinnen, in Frauengesundheitszentren und Selbsthilfe-Organisationen Frauen gab, die dieses Thema ebenso kritisch sahen wie ich. So entstand erstmals die ldee, Gefährtinnen zu suchen.“
Lesen Sie das komplette Interview …
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Monika Murphy-Witt: Wie alles anfing … Die Gründerinnen erinnern sich (pdf)
Das Symbol der Schlange
Mehr über das Logo des AKF zum Download
Das Symbol der Schlange (pdf) von Ingrid Olbricht
20 Jahre AKF- 20 Jahre für Frauengesundheit
20 Jahre AKF – 20 Jahre für Frauengesundheit
Anlässlich des 20-jährigen Bestehens hat der AKF im Jahr 2013 eine Broschüre zur Geschichte des Vereins herausgegeben. Unabhängigkeit ist seitdem das Markenzeichen des AKF geblieben. Im ersten Vorstand waren Claudia Czerwinski (1. Vorsitzende), Carol Hagemann-White (2. Vorsitzende), Barbara Ehret-Wagener (Kassenwartin), Maria Krieger (Schriftführerin) und die Beisitzerinnen Brigitte Dorst, Ingrid Olbricht und Elisabeth Trube-Becker vertreten (mehr über die Frauen des Gründungsvorstands s. unten).
Weitere Gründungsmitglieder waren Marie-Louise Schneider, Beate Schücking, Jutta Voss und Claudia von Werlhoff.
Weitere AKF-Vorstandsfrauen
1996 – 1999
Vorsitzende: Claudia Czerwinski
Stellvertretende Vorsitzende: Barbara Ehret-Wagener
Kassenwartin: Carola Hagemann-White
Schriftführerin: Barbara Dennis
Beisitzerinnen: Brigitte Dorst, Maria Krieger, Ingrid Olbricht
1999 – 2000
Vorsitzende: Claudia Czerwinski (kommissarisch bis 31.1.2000)
Stellvertretende Vorsitzende: Regina Stolzenberg
Kassenwartin: Claudia Schumann
Schriftführerin: Christiane Niehues
Beisitzerinnen: Barbara Ehret-Wagener, Hannelore Voss
02.2000 – 09.2000
Vorsitzende: Claudia Schumann
Stellvertretende Vorsitzende: Claudia Czerwinski
Kassenwartin: Magdalene Weiß
Schriftführerin: Christiane Niehues
Beisitzerinnen: Barbara Ehret-Wagener, Hannelore Voss
2000 – 2002
Vorsitzende: Claudia Schumann
Stellvertretende Vorsitzende: Gabriele Kaczmarzcyk
Kassenwartin: Magdalene Weiß
Schriftführerin: Christiane Niehues
Beisitzerinnen: Claudia Czerwinski, Barbara Ehret-Wagener, Hannelore Voss
2002 – 2003
Vorsitz: Claudia Schumann
Kassenwartin: Christiane Niehues
Schriftführerin: Gabriele Kaczmarzcyk
Beisitzerinnen: Claudia Czerwinski, Ruth Böke, Barbara Stachek
2003 – 2005
Vorsitzende: Ursula Sottong
Stellvertretende Vorsitzende: Kornelia Schönfeld
Kassenwartin: Christiane Niehues
Schriftführerin: Gabriele Kaczmarzcyk
Beisitzerinnen: Claudia Czerwinski, Ruth Böke, Barbara Stachek
2005 – 2008
Vorsitzende: Ursula Sottong
Stellvertretende Vorsitzende: Karin Bergdoll
Kassenwartin: Christiane Niehues
Schriftführerin: Gabriele Kaczmarzcyk
Beisitzerinnen: Edith Bauer, Birgit Rau, Hannelore Voss
2008 – 2011
Vorsitzende: Maria Beckermann
Stellvertretende Vorsitzende: Karin Bergdoll
Kassenwartin: Conny Hinrichsen
Schriftführerin: Edith Bauer
Beisitzerinnen: Ute Höfer, Gudrun Kemper, Margaretha Kurmann
2011 – 2014
Vorsitzende: Maria Beckermann
Stellvertretende Vorsitzende: Karin Bergdoll
Kassenwartin: Ellen Ohlen
Schriftführerin: Gudrun Kemper
Beisitzerinnen: Ute Höfer, Erika Feyerabend, Antje Huster-Sinemillioglu
2014 – 2017
Vorsitzende: Dagmar Hertle
Stellvertretende Vorsitzende: Karin Bergdoll
Kassenwartin: Ellen Ohlen
Schriftführerin: Sabine Striebich
Beisitzerinnen: Antje Huster-Sinemillioglu, Cornelia Ullrich (bis 2016), Ulrike Haase
2017 – 2021
Vorsitzende: Ingrid Mühlhauser
Stellvertretende Vorsitzende: Silke Schwarz
Kassenwartin: Ellen Ohlen
Schriftführerin: Juliane Beck
Beisitzerinnen: Antje Huster-Sinemillioglu, Sylvia Groth, Friederike Perl
2021- 2023
Vorsitzende: Ingrid Mühlhauser
Stellvertretende Vorsitzende: Andrea Ramsell (später Köbke)
Kassenwartin: Ellen Ohlen
Schriftführerin: Katja Horstmann
Beisitzerinnen: Alicia Baier, Sonja Siegert, Doris Tormann
ab 2023