AKF-Projekt: Interviews mit Klinikärztinnen und -ärzten zum Kaiserschnitt: Die Relevanz der „kleinen“ Dinge
Die Relevanz der „kleinen“ Dinge
Das eigentlich Überraschende in den Interviews ist aber die Erkenntnis, dass es hauptsächlich „kleine“ Dinge sind, die in Kliniken große Veränderung bewirken können:
- die Konzentration der Verantwortlichen auf die Geburtshilfe
- eine kritische und konstruktive gemeinsame Reflexion der Arbeit
- eine gewisse Passion für das Fachgebiet als Grundvoraussetzung
- ausreichend Zeit für Gespräche mit den Schwangeren, um Angst ab- und Vertrauen aufzubauen, also die „sprechende“ Medizin ernst zu nehmen
- Vertrauen und Beziehung zwischen Frauen/Eltern und Geburtshelferinnen und -helfern als wichtige Aspekte von Geburt zu verstehen.
Darüber hinaus lassen sich die Interviews auch als Plädoyer für eine gewisse Zentralisierung der Geburtshilfe verstehen: Möglicherweise sind an größeren Kliniken die Bedingungen besser, die oben genannten Voraussetzungen zu schaffen. Dort kann sich eine Chefärztin, ein Chefarzt leichter ausschließlich auf die Geburtshilfe konzentrieren und andere Fachdisziplinen abgeben sowie und eine ständige Oberarztpräsenz etablieren. Auch zeigt die Verwaltung möglicherweise angesichts eines insgesamt größeren Etats eher die Bereitschaft, eine Übergangsphase mit niedrigeren Einnahmen zu akzeptieren.
Eins zeigt die Praxis der befragten Ärztinnen und Ärzte zweifellos: Es ist schon unter den heutigen medizinischen Bedingungen in Deutschland möglich, die Sectio-Raten deutlich zu senken. Ein Warten auf bessere Frauen, bessere Zeiten, bessere Leitlinien, bessere Vergütungen der Vaginalgeburt scheint nicht notwendig. Man kann sofort handeln, vorausgesetzt man hat den Mut, das Denken und bestimmte Dogmen zu ändern, d.h. einen Kulturwandel in der Geburtshilfe anzustoßen und zu tragen.
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