Ungewollt schwanger – und dann?- 06. Nov. 2022
Versorgungsstruktur beim Schwangerschaftsabbruch – Bestandsaufnahme und Strategien zur Verbesserung
Der Fachtag fand am Sonntag, den 6. November 2022 von 9 – 13 Uhr als Livestream statt.
Programm
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Abstracts
Dr. Ines Thonke und Lita Herzig: Vorstellung der vorläufigen Ergebnisse der ELSA-Studie
Lita Herzig M.Sc. Public Health; wissenschaftliche Mitarbeiterin der ELSA-Studie. Als Gesundheitswissenschaftlerin seit mehreren Jahren im Bereich der Frauengesundheit in Lehre und Forschung an der HS Fulda tätig
Abstract: Vorstellung der vorläufigen Ergebnisse der ELSA-Studie – Bestandsaufnahme der Versorgungssituation bei Schwangerschaftsabbruch
Das vom BMG geförderte und auf 3 Jahre angelegte Forschungsprojekt ELSA erforscht maßgebliche Einflussfaktoren auf das Erleben einer ungewollten Schwangerschaft und die Versorgungsbedarfe betroffener Frauen in Deutschland. Die Untersuchung der medizinischen Versorgungssituation zum Schwangerschaftsabbruch ist dabei ein wichtiges Teilprojekt von ELSA.
Hierbei geht es um strukturelle Versorgungsaspekte, die regionale Verteilung der Versorgungsangebote und die eingesetzten Behandlungsmethoden. Ein weiteres Ziel ist es, die Gründe für regionale Versorgungsunterschiede zu ermitteln. Darüber hinaus wird erhoben, welche Handlungsbedarfe aus Sicht der Anbieter*innen bestehen, um die Versorgung bei Schwangerschaftsabbruch bundesweit sicherzustellen. Auch werden die wichtigsten Faktoren ermittelt, die das Erleben der medizinischen Versorgung aus Sicht der Frauen beeinflussen und wie diese in einer quantitativen, standardisierten Befragung von Frauen erhoben werden.
Im Vortrag wird vorgestellt, wie all diese Aspekte in den Befragungen von ELSA erhoben und zueinander in Beziehung gesetzt werden. Erste Daten werden präsentiert.
Veröffentlichung nicht freigegeben.
Sylvia Groth: Die S2k-Leitlinie Schwangerschaftsabbruch im ersten Trimenon erstellen – Anforderungen, Auseinandersetzungen, Strategien
Abstract: Die S2k-Leitlinie Schwangerschaftsabbruch im ersten Trimenon erstellen – Anforderungen, Auseinandersetzungen, Strategien
Sylvia Groth hielt den Vortrag auf dem AKF-Fachtag am 6.11. 2022. Der Videovortrag wird hier in einer aktualisierten Fassung, die an der Fachhochschule Fulda am 26.4.2023 gehalten wurde, zur Verfügung gestellt.
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Andrea Ramsell: Barrieren der medikamentösen Versorgung bei Betroffenen mit gestörten Frühschwangerschaften und Abbrüchen im häuslichen Setting
den Angestelltenbereich Deutscher Hebammenverband
Abstract: Barrieren der medikamentösen Versorgung bei Betroffenen mit gestörten Frühschwangerschaften und Abbrüchen im häuslichen Setting
Die physische und psychische Betreuung von frühen Fehlgeburten wird in Deutschland zumeist von Ärztinnen geleistet.
Die Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen ist gesetzlich geregelt und liegt in Deutschland allein in ärztlicher Hand. Um eine bedarfsgerechte Versorgung aller Frauen zu erreichen, wollen wir uns mit der Fragestellung beschäftigen, welche Berufsgruppen außerdem für die Versorgung dieser Situation geeignet sind und infrage kommen. Anhand der Berufsgruppe der Hebammen zeigen wir Grenzen und Möglichkeiten in der Versorgung, skizzieren die aktuellen rechtlichen Vorgaben und identifizieren strukturelle und rechtliche Voraussetzungen, die eine Beteiligung weiterer Berufsgruppen in der Begleitung von frühen Fehlgeburten und der Durchführung und Begleitung von medizinischen Schwangerschaftsabbrüchen ermöglichen.
Eva Waldschütz: Rahmenbedingungen für Schwangerschaftsabbrüche in der ärztlichen Niederlassung- Hürden und Verbesserungsvorschläge
Abstract: Rahmenbedingungen für Schwangerschaftsabbrüche in der ärztlichen Niederlassung- Hürden und Verbesserungsvorschläge
Welche Voraussetzung braucht es in der Praxis um medikamentöse oder operative Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen? Weder im Studium, noch in der gynäkologischen Weiterbildung wird die praktische Durchführung des Schwangerschaftsabbruchs gelehrt. In der Praxis gibt es einige Hürden, die überwunden werden müssen. Diese werden dargestellt und Verbesserungsvorschläge vorgestellt.
Dr. Jana Maeffert: Schwangerschaftsabbrüche im 2. und 3. Trimenon nach medizinischer Indikation – Politikum und Versorgungskrise
Abstract: Schwangerschaftsabbrüche im 2. und 3. Trimenon nach medizinischer Indikation – Politikum und Versorgungskrise
Der Anteil der Abbrüche nach der 14. SSW macht unter 4% aller Abbrüche aus. Dennoch werden Spätabbrüche immer wieder von Abtreibungsgegner*innen instrumentalisiert, um die gesellschaftliche Stimmung gegen Abbrüche aufzuheizen. Gleichzeitig wird die Versorgungssituation für Schwangere, die sich hierzu entscheiden, immer schwieriger. Methodisch gibt es nahezu ausschließlich die medikamentöse Behandlungsoption, obwohl diese für manche Betroffene sehr belastend ist und ein operatives Vorgehen gewünscht wird. Ein erheblicher Anteil der Schwangeren mit Abbrüchen nach der 14. SSW muss in die Niederlande ausweichen, da sie in Deutschland keine Ärzt*innen finden.
Panel: Menschen, die einen Schwangerschaftsabbruch hatten, sprechen über ihre Erfahrungen und Erwartungen an die Regierung. Moderation: Stephanie Schlitt
Franzis Kabisch Filmemacherin, Kulturwissenschaftlerin und freie Autorin, forscht zur Darstellung von Abtreibungen in Film und Fernsehen. Sie
hat in Wien die Gruppe „Pro Choice Austria“ mitgegründet und war ab 2020 in der deutschlandweiten Kampagne „Mehr als du denkst“ aktiv.
Karin Bergdoll Seit 1968 aktiv in der Neuen Frauenbewegung, ihr Thema war und ist insbesondere Frauengesundheit. Von 2005 bis 2017 war sie
stellvertretende Vorsitzende des AKF und 2013 Mitgründerin des „Bündnis für Sexuelle Selbstbestimmung Berlin“.
Adriana Beran Aktiv als Pressespecherin des Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung und als Rednerin auf Demos und Veranstaltungen. Zusammen mit der Aktivistin Kate Cahoon hat sie die Petition „Weg mit 218 StGB“ gestartet und mit über 100.000 Unterschriften in 2021 an Bundestagstagsabgeordnete übergeben.
Abstract: Menschen, die einen Schwangerschaftsabbruch hatten, sprechen über ihre Erfahrungen und Erwartungen an die Regierung
„Das Private ist politisch“: Mit § 218 Strafgesetzbuch positionieren sich Staat und Gesellschaft gegenüber allen Menschen, die ungewollt schwanger werden können. Welche Erfahrungen machen ungewollt Schwangere mit Gesetz und Praxis zum Schwangerschaftsabbruch in Deutschland? Im Gespräch mit und zwischen persönlich betroffenen und aktiv engagierten Frauen gehen wir dieser Frage nach und fragen uns auch: Welche Rolle können persönliche Erfahrungen mit dem Schwangerschaftsabbruch und mediale Darstellungen dieser Erfahrungen in der politischen Auseinandersetzung spielen, die jetzt u.a. im Rahmen der Regierungskommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin stattfinden wird? Mit dem Blick auf eine mögliche Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs in Deutschland betrachten wir zudem, was es gesetzlich und gesellschaftlich bräuchte, damit ein Schwangerschaftsabbruch eine würdevolle Erfahrung sein kann.
Videos: Frauen erzählen über ihre Erfahrungen mit einem Schwangerschaftsabbruch