Fachtagung Frauengesundheit und Klimawandel – 2. & 3. Nov. 2024
Die Fachtagung „Frauengesundheit und Klimawandel – Auswirkungen und Handlungsmöglichkeiten in den verschiedenen weiblichen Lebensphasen“ fand am Samstag, 02.11.2024 und Sonntag, 03.11.2024 im Deutschen Hygiene Museum in Dresden statt.
Die Fachtagung setzt sich mit Erkenntnissen zum Zusammenhang von Klimawandel und Frauengesundheit auf lokaler und globaler Ebene auseinander. Der Fokus liegt auf Frauengesundheit in den verschiedenen Lebensphasen, in Care-Arbeit und Pflege.
Vulnerable Gruppen wie Armutsbetroffene, Bildungsferne, Schwangere, Ältere und Alleinerziehende werden in den Blick genommen. In Vorträgen, Diskussionen und in einer Vernissage werden Forschungsergebnisse vorgestellt sowie gesundheitspolitische und präventive Konzepte erörtert. Dem Umgang mit unseren Gefühlen und der persönlichen Auseinandersetzung mit dem Thema wird Raum gegeben. Die Tagung soll angesichts der durch den Klimawandel bedingten Bedrohungen Engagement und Empowerment fördern und Forderungen an politisch Verantwortliche wie an die Allgemeinheit richten.
Abstracts und Videomitschnitte
Tagesmoderation: Astrid Draxler und Katharina Desery
Astrid Draxler, München, Systemische Paar- und Familientherapeutin; familylab-Trainerin
Katharina Desery, Gründungsmitglied und Vorstand von Mother Hood e. V, hauptamtlich für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig.
Prof.in Dr. med. Eva Kantelhardt, Melvine Otieno: Klimawandel ... und die Frauen? Auswirkungen gendern!
Einführung in die Thematik des Klimawandels, der sich wandelnden Umweltbedingungen und der Auswirkungen auf Frauen lokal und global. Mögliche Klimakatastrophen und Umweltbedingungen wie Wasserknappheit/Fluten, Luftverschmutzung, unfruchtbare Böden, Artensterben, Nahrungsmittelknappheit, und Hitze werden bezüglich ihrer gesundheitlichen Auswirkungen auf Frauen und ihre Nachkommen dargestellt. Die Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Katastrophenprävention werden bezüglich der Lebenslagen und Bedarfe von Frauen, Müttern, Care-Personen überprüft. Der Aspekt der Klima(un)gerechtigkeit wird dargestellt: Frauen sind stärker belastet, aber klimaschonender im Handeln. Das Augenmerk gilt Frauen als Betroffenen wie als Aktiven, einschließlich der Perspektive von Migrantinnen, Bildungsfernen, Armutsbetroffenen, Alleinerziehenden und Alleinstehenden.
Prof.in Dr. med. Eva Kantelhardt, Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik; Klinik und Poliklinik für Gynäkologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Professorin für Comparative Public Health, KLUG: Leitung Global & Planetary Health AG, Halle
Melvine Otieno, Doktorandin für Globale Gesundheit am Institut für Epidemiologie, Biometrie und Informatik der Martin-Luther-Universität Halle-Saale, Lehrbeauftragte an der Universität von Eldoret, Kenia (Fachbereich Umweltwissenschaften), Gründerin des Planetary Health Eastern Africa Hub, Halle
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Prof.in Dr. phil. Gabriele Meyer, Dr.in rer. biol.hum. Anja Knöchelmann, Dr.in med. Sina Lehmann: Konkrete Auswirkungen der Veränderungen von Umwelt und Klima auf Frauen
Die Veränderungen des Klimas beeinträchtigen alle Menschen. Ältere sind besonders anfällig sind für adverse Gesundheitseffekte aufgrund altersassoziierter physiologischer Veränderungen sowie sozialer und soziökonomischer Determinanten. Analysen von Katastrophenereignissen wie Überschwemmungen und Hurrikans legen nahe, dass ältere Menschen ein höheres Risiko zu sterben haben. Ältere Menschen sind auch überrepräsentiert im Hinblick auf Hitze-bedingte Sterblichkeit.
Der Anteil älterer Menschen nimmt weltweit zu. Schätzungen zufolge wird bis zum Jahr 2030 jeder sechste Mensch in Deutschland 60 Jahre oder älter sein.
In dem Beitrag gilt es den Fokus insbesondere auf ältere und hier hochaltrige Menschen zu lenken. Frauen machen den größten Anteil innerhalb dieser Gruppe aus. Neben einer Beschreibung des Gefährdungspotenzials, sollen insbesondere notwendige Anpassungen zum Schutz älterer Menschen herausgearbeitet werden.
Prof.in Dr. phil. Gabriele Meyer, Direktorin des Instituts für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, AKF-Mitglied, Halle
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In unserer Gesellschaft sind die Chancen, ein hohes Lebensalter oder eine gute Gesundheit zu erreichen, ungleich verteilt. Dies wird sowohl durch individuelle Faktoren wie Einkommen und Beruf als auch durch strukturelle Gegebenheiten wie die Wohnumgebung und die Möglichkeiten, sich im Alltag oder Beruf zu schützen, beeinflusst. Diese Faktoren gewinnen im Kontext des Klimawandels zusätzlich an Bedeutung, da die Wahrscheinlichkeit, negative Auswirkungen zu erleben, sowie die Fähigkeiten, sich vor diesen zu schützen, unterschiedlich verteilt sind. Frauen sind in besonderer Weise betroffen, da sie oft mehreren Dimensionen der Benachteiligung ausgesetzt sind.
Dr.in rer. biol.hum. Anja Knöchelmann, Vertretungsprofessorin am Institut für Medizinische Soziologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle
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Der Vortrag beleuchtet die konkreten Folgen der Klimakrise für die Frauengesundheit anhand von Beispielen wie Hitzeeinwirkungen auf die Schwangerschaft.
Daraus ableitend wird die Frage diskutiert: wie trägt der Gesundheitssektor zum Klimawandel bei und was können wir in unserem Arbeitsumfeld für den Klimaschutz tun? Es werden Aspekte einer nachhaltigen Gesundheitsversorgung vorgestellt inklusive der Kommunikation über die Zusammenhänge zwischen Klima und Gesundheit im Rahmen der klimasensiblen Gesundheitsberatung.
Dr.in med. Sina Lehmann, Frauenärztin, Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V. (KLUG), Dresden
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Dr.in Katharina Scherber: Klimaanpassung und Frauengesundheit: empirische Ansätze
Dieses Jahr trat im Rahmen der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel das neue Klimaanpassungsgesetz in Kraft. Was bedeutet das neue Gesetz konkret für das Gesundheitswesen und wird das Thema Frauengesundheit in diesem Kontext adressiert? Welche Anpassungsmaßnahmen im Bereich Frauengesundheit lassen sich beispielsweise von Klimarisikoanalysen ableiten und gibt es bereits Praxisbeispiele? Wo sind die Forschungslücken und wie können empirische Ansätze sowie Präventionsmaßnahmen aus Sicht der Krankenkasse aussehen?
Expert:innen im Bereich Klimaanpassung weisen darauf hin, dass der Aspekt der Frauengesundheit im Kontext der Klimaanpassung wenig bis gar nicht berücksichtigt wird. Gleichzeitig wird aufgrund der Betroffenheit der Frauen ein großer Bedarf gesehen. Der Vortrag wird darauf eingehen und die Hinweise/Anknüpfungspunkte aufzeigen.
Dr.in Katharina Scherber, Geografin, Leitung Klima und Gesundheit am Barmer Institut für Gesundheitssystemforschung (bifg), Berlin
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Pia Hollenstein: Was führte zum Erfolg der Klage der Schweizer Klima-Seniorinnen am EGMR?
Vor acht Jahren war Pia Hollenstein Mitgründerin der Klimaseniorinnen Schweiz. Der Verein klagte seither systematisch gegen den Schweizer Bundesrat wegen Untätigkeit in Sachen Klimaschutz. Der Fokus auf ältere Frauen ergibt sich daraus, weil Studien zeigen, dass ältere Frauen überdurchschnittlich stark von den Folgen der Klimakrise betroffen sind. Erst vor dem Europäischen Gerichtshof vor Menschenrechte wurde die Klage gutgeheissen.
Das Urteil ist für die Schweiz, für Europa, aber auch darüber hinaus wegweisend. In der Schweiz hat es gezeigt, dass die aktuelle Klimapolitik und die erlassenen Massnahmen absolut unzulänglich ist, um auf die globale Bedrohung angemessen zu reagieren. Entsprechend beleidigt und entrüstet haben die Schweizer Regierung und Teile des Parlaments auf die Rüge aus Strassburg reagiert. Zudem hat der Entscheid auch die Klimakrise als Thema neu in den Fokus gerückt, nachdem die Pandemie und der Ukrainekrieg den Klimawandel aus den Schlagzeilen verdrängt haben. Europa- und weltweit ist der Spruch des Gerichts ein Aufruf an Private, nicht nur zivilgesellschaftlich und politisch, sondern auch juristisch gegen die fahrlässige Verzögerung von wirksamen Klimamassnahmen vorzugehen.
Pia Hollenstein, Klimaseniorin CH und Alt-Nationalrätin, St.Gallen
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„Unter 30 im Dialog mit über 60“: Generationengespräch zum Klimawandel -Friedi Georgi und Polina Hilsenbeck
Wie sind ihre Sichten auf Frauengesundheit im Klimawandel und was sind ihre unterschiedlichen Strategien damit?
Friederike (Friedi) Georgi, Jurastudentin an der Freien Universität Berlin Jura. Seit 2021 aktiv bei Fridays for Future und seit 2023 auch bei der Climate Clinic e.V..
Polina Hilsenbeck: Dipl.-Psych., Psychotherapeutin; Genderbeauftragte im Vorstand des Gesundheitsbeirats der LH München.
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Dr.in Katharina van Bronswijk: Wie gelingt es, den Klimawandel im Kopf zu behalten, nicht zu verdrängen und sich trotzdem konstruktiv gesellschaftlich zu engagieren?
Die Überschreitung planetarer Grenzen bedroht nicht nur die körperliche, sondern auch die psychische Gesundheit. Das Leben in der Krisenpermanenz kommt als Belastungsfaktor zu allen anderen Stressoren für Frauen hinzu. Sind sind häufig die primäre Bezugsperson, die ihre Kinder in Krisenzeiten unterstützen, müssen aber auch selbst mit Belastungen durch Extremwetter, Gesundheitsfolgen und den gesellschaftspolitischen Auswirkungen der Klimakrise fertigwerden. Katharina van Bronswijk gibt einen Einblick in den Forschungsstand der Psychologie zum Umgang mit Klimagefühlen, zu den psychischen Gesundheitsauswirkungen des Klimawandels und auf mögliche Konsequenzen für die psychosoziale Versorgung.
Dr.in Katharina van Bronswijk, Psychologin und Psychotherapeutin, Mitglied “Psychologists/Psychotherapists for Future“, Schneverdingen
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Ausblick: Chancen und Perspektiven, Forderungen, persönliches und politisches Engagement
Podiumsdiskussion, moderiert von Tina Teucher,
mit Katharina van Bronswijk, Merle Spellerberg, Melvine Otieno und Tina Kroemer
Tina Teucher, Moderatorin, Initiatorin Generation Restoration
Dr.in Katharina van Bronswijk, Psychologin und Psychotherapeutin, Mitglied “Psychologists/Psychotherapists for Future“
Merle Spellerberg, Abgeordnete/r der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Dresden
Melvine Otieno, Doktorandin für Globale Gesundheit am Institut für Epidemiologie, Biometrie und Informatik der Martin-Luther-Universität Halle-Saale, Lehrbeauftragte an der Universität von Eldoret, Kenia (Fachbereich Umweltwissenschaften), Gründerin des Planetary Health Eastern Africa Hub, Halle
Tina Kroemer, Elternorganisation Mother Hood e. V., Greifswald
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