„Schönheitsoperationen“ am weiblichen Genitale – eine spezielle Form der Medikalisierung und Sexualisierung von Mädchen- und Frauenkörpern
Die Schönheitsindustrie boomt und mit ihr die Schönheitschirurgie. Sie vermarkten gemeinsam unrealistische und fototechnisch manipulierte „Schönheitsideale“ und setzen damit einen bisher nicht da gewesenen Trend zu absurden Korrekturen des weiblichen Körpers in Bewegung, der nun auch die weiblichen Geschlechtsorgane erreicht hat. „Schönheitseingriffe“ unterliegen keinem Meldezwang, keiner Qualitätskontrolle und werden in keiner allgemeingültigen Statistik festgehalten – sie stellen jedoch ein erhebliches gesundheitliches Risiko für die Frauen dar, die sich ihnen unterziehen. Bekannt ist, dass in Deutschland jährlich etwa eine Million nicht medizinisch indizierte „Schönheitseingriffe“ (davon ca. 80% bei
Frauen und Mädchen) durchgeführt werden. Etwa 30% der operierten Frauen müssen sich erneut operieren lassen, weil eine Korrektur des Resultats einer vorherigen Operation notwendig wurde.
Viele Schönheitschirurgen und -chirurginnen haben nicht einmal die spezielle Ausbildung zum Arzt oder zur Ärztin für plastische Chirurgie. Jeder Arzt / jede Ärztin, der / die sich dazu berufen fühlt, darf kosmetische Operationen durchführen.
Risiken und Nebenwirkungen
Bisher standen das Gesicht, der Busen, der Po und der Bauch im Zentrum der Schönheitsoperationen. Inzwischen richten die Schönheitschirurgen und -chirurginnen das Messerzum Preis von 1.000 bis 4.000 Euro auf das intimste Frauenorgan, das äußere weibliche Genitale.Zur Disposition stehen bei jungen Frauen die natürlichen Variationen des äußeren Sexualorgans, bei älteren Frauen die Veränderungen durch Geburten und Alterungsprozesse.
Hintergrund
Auslöser für diese Entwicklung sind durch Softpornos und Werbefotos der Hygieneindustrie, medial verbreitete Körperbilder, die eine neue „Genitalästhetik“ suggerieren. In der Werbung ist z. B. von einer „Designervagina“ die Rede. Diese soll jungfräulich eng sein und nach außen dem Oberteil eines Brötchens gleichen, also optisch der Vulva eines Kindes. Damit soll die Hoffnung auf sexuelle Attraktivität und optimales sexuelles Empfinden geweckt werden. Gibt man in die Internet-Suchmaschine den Begriff labia-plasty, den angelsächsischen Begriff für Schamlippenplastik ein, finden sich heute 384.000 Einträge, das sind 100.000 mehr als im Oktober 2008. Die meisten Einträge stammen von Operationsanbietern.