Presseerklärung: Die Freiheit des So-Seins. Arbeitskreis Frauengesundheit 1993 bis 2018
Über hundert Frauen diskutierten am Wochenende über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Frauengesundheitsbewegung anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Arbeitskreises Frauengesundheit e.V.. Beeindruckend schilderten einige Gründerinnen des Arbeitskreises Frauengesundheit ihre Beweggründe dafür, sich interdisziplinär und mit Selbsthilfegruppen zusammenzuschließen. Gemeinsam war den Initiatorinnen zum Beispiel die Kritik daran, dass Frauen ihre Gebärmutter in rund achtzig Prozent der Operationen ohne medizinische Indikation entfernt wurde. Das hatte sehr oft gravierende Folgen für ihre physische wie psychische Gesundheit. Die Dominanz männlicher Gynäkologen in Praxis und Berufsverbänden war damals noch erdrückend. Das Schweigen über häusliche Gewalt sprechend. All diese Erfahrungen in Gynäkologie, Gesundheitsberufen und der Selbsthilfebewegung motivierten Frauen, innerhalb des Gesundheitssystems aktiv zu werden, um Behandlungen und Strukturen in Medizin und Therapie zu verbessern.
„Wir brauchen heute mehr soziale Gerechtigkeit, weniger Geschäft und Herrschaft in Medizin und Gesellschaft“ resümierte die Vorsitzende des AKF, Prof. Ingrid Mühlhauser, am Ende ihres eindrucksvollen Vortrages über die gegenwärtigen Missstände im Gesundheitswesen, das u.a. von gesundheitsgefährdender Überdiagnostik gekennzeichnet ist.
Die Professorinnen Christina von Braun und Eva Barlösius zeigten kulturhistorisch und soziologisch auf, dass „Weiblichkeit“ und „Männlichkeit“ keine naturgegebenen, unveränderlichen Kategorien sind. Christina von Braun legte hervorragend dar, wie die Geschlechterverhältnisse und Familienformen mit den ökonomischen Entwicklungen wie der Industrialisierung zusammenhängen. Die Soziologin Eva Barlösius thematisierte, wie wir auch über das tägliche Essen und Gesundheitsverhalten „Weiblichkeit“ und „Männlichkeit“ interpretieren und oft erneut zuschreiben und verfestigen. Sie wies darauf hin, dass diese Vorgänge zusammen mit Armutsbedingungen zu deuten sind.
Geflohene Frauen aus Syrien, die sich bei der Migrantinnenorganisation DaMigra e.V. engagieren, beschrieben ihre Erfahrungen mit dem deutschen Gesundheits-, Sozialwesen und mit täglichen Diskriminierungen. „Beschämend“, so die Juristin und Vorstandsfrau des AKF Juliane Beck, „sind diese Erfahrungen. Frauenrechte sind Menschenrechte, die besonders für arme und für Frauen mit Migrationshintergrund noch lange nicht verwirklicht sind. Der AKF wird sich auch zukünftig, vernetzt mit den vielen Fraueninitiativen, für die Menschenrechte von allen Frauen einsetzen“.
Tagungsort: Die Tagung fand im Deutschen Hygiene-Museum statt, Lingnerplatz 1, 01069 Dresden
Programm & Anmeldung: AKF-Geschäftsstelle, E-Mail: buero@akf-info.de,
http://tinyurl.com/AKF2018
Presseakkreditierung: AKF-Geschäftsstelle, Tel. 030 – 863 933 16, E-Mail: buero@akf-info.de,
Pressekontakt: Erika Feyerabend, Tel. 0201/53 66 706, mobil 0175 674 1088, erika.feyerabend@t-online.de
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Der Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e.V. (AKF) ist der
größte unabhängige Zusammenschluss von Frauengesundheitsorganisationen, im Gesundheitswesen Tätigen und Patientinnen in Deutschland. Der AKF ist anerkannt gemeinnützig und besteht seit 1993.
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