Die Gesundheit von Frauen muss auch in Corona-Zeiten im Blick sein!

Die Gesundheit von Frauen muss auch in Corona-Zeiten im Blick sein!

Text: Sonja Siegert

Die Corona-Pandemie stellt uns alle vor massive Herausforderungen. Kitas und Schulen schließen, die Krankenhäuser bereiten sich auf eine hohe Zahl an schwer Erkrankten vor, der Einzelhandel ist teilweise überlastet. Viele Geschäfte sind geschlossen, Veranstaltungen abgesagt, die Reisefreiheit eingeschränkt. Diese Maßnahmen werden eingesetzt, um die Zahl der Erkrankten möglichst so niedrig zu halten, dass das Gesundheitssystem nicht völlig überlastet wird, und besonders gefährdete Gruppen zu schützen. Nicht aus dem Blick geraten darf dabei: All dies hat vielfältige Folgen besonders für Frauen.

Care-Arbeit: Die Sorge für Kinder, die nun nicht in die Kita oder die Schule können, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr bei Frauen liegen, da sie immer noch wesentlich mehr Fürsorgearbeit (Care-Arbeit) leisten als Männer. Das Gleiche gilt für die Sorge für ältere Angehörige und Menschen mit Vorerkrankungen. Wenn also noch viel mehr dieser Arbeit nun zu Hause erledigt wird, sind Frauen davon besonders betroffen. Sie brauchen Entlastung, Unterstützungsangebote vor Ort und ökonomische Absicherung.

Arbeitsschutz: Frauen arbeiten überproportional häufig in der Pflege, in der Altenbetreuung und im Einzelhandel. Hier sind sie ohnehin oftmals schon überarbeitet und schlecht geschützt. Nun kommen noch Sonderschichten, Zeitdruck und ein höheres Infektionsrisiko als für viele andere Berufstätige dazu. Zudem ist die psychische Belastung sehr groß. Wirksame Schutzmaßnahmen sind dringend erforderlich.

Ungewollte Schwangerschaft:  Der Zugang zur Schwangerschafts(konflikt)beratung und zu Schwangerschaftsabbrüchen muss weiter möglich sein. Pro Choice Passau meldet, dass der einzige Arzt, der dort Abbrüche durchführt, diese Woche auch wegen Corona in den Ruhestand geht.[1] Die sexuellen und reproduktiven Rechte von Frauen müssen gewahrt sein!

Schwangerschaft und Geburt: Schwangerschaftsvorsorge, Geburtshilfe und Nachsorge müssen weiterhin sichergestellt werden. Begleitpersonen müssen weiterhin zu Geburten zugelassen werden, wie es in vielen Krankenhäusern auch geschieht – natürlich mit den gebotenen Vorsichtsmaßnahmen. Mehr dazu findet sich bei unserer Mitgliedsorganisation Mother Hood: Hinweise und Empfehlungen für Schwangere zu Corona

Häusliche Gewalt: Es gibt Berichte aus China, dass es während der Quarantäne-Maßnahmen verstärkt zu häuslicher Gewalt gekommen ist. Dem muss so gut wie möglich vorgebeugt werden. Hilfsangebote wie Frauenhäuser müssen weiter erreichbar sein und gerade jetzt ausgebaut werden, wo irgend möglich.

Und noch mehr Fragen stellen sich: Können Alleinerziehende besondere Unterstützung bekommen? Wie ist es mit prekär beschäftigten und/oder solo-selbstständigen Frauen, die nun mit einem wegbrechenden Einkommen und der Care-Arbeit klarkommen müssen? Was ist mit Migrantinnen, die in der Pflege und Betreuung arbeiten und sich um ihre Angehörigen im Heimatland sorgen? Wie ist die Situation von Sexarbeiterinnen, wenn der Betrieb von Bordellen verboten ist?

Der Arbeitskreis Frauengesundheit fordert: Die Gesundheit von Frauen muss besonders in dieser Krisenzeit so gut wie möglich geschützt werden! Plötzlich wird überdeutlich, wie systemrelevant Pflegekräfte, Erzieherinnen, Lehrerinnen, Kassiererinnen, Ärztinnen und Reinigungskräfte sind. Care-Arbeit muss endlich gesellschaftlich die Anerkennung bekommen, die sie verdient!

Forscherinnen der „Gender and COVID-19 Working Group“ rufen in der Zeitschrift Lancet Regierungen und globale Gesundheitsinstitutionen dazu auf, zu analysieren, welchen Einfluss die COVID-19-Ausbrüche auf die Geschlechter haben. Sie fordern, die Stimmen der Frauen an vorderster Front der Pflege und Care-Arbeit sowie die von besonders betroffenen Menschen bei weiteren Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie mit einzubeziehen. Nur so können diese effektiv sein und bestehende Ungleichheiten nicht reproduzieren. Dieser Forderung schließt sich der Arbeitskreis Frauengesundheit an.

Quellenangabe:

[1] https://twitter.com/prochoicepassau/status/1239942722217291776?s=09

Weiterlesen

 

Spenden

Für unsere Arbeit und den Einsatz für mehr Frauengesundheit brauchen wir Ihre Unterstützung!

Jetzt spenden

Mitmachen

Unterstützen Sie unsere Ziele als Mitglied in einer starken Gemeinschaft!


Mitglied werden

Newsletter

Der AKF Newsletter informiert mehrmals im Jahr über Termine und aktuelle Themen rund um die Frauengesundheit.

Anmelden

Kontakt


Bundesallee 42
10715 Berlin

Telefonzeiten:
Montag bis Freitag 10 bis 12 Uhr
Tel.: 030 – 863 933 16
Mobil: 01511 8998285
E-Mail: buero@akf-info.de